Wandzeitung zum Prozess um die Stadt

Wandzeitung aus Winterthur zum Prozess um die Stadt am 4.11.16:

RECLAIM THE CITY!

Am 4. November steht in Zürich ein politischer Prozess an. Einem Genossen wird vorgeworfen, sich an Haus- und Arealbesetzungen wie beispielsweise der erneuten Binz-Besetzung im Sommer 2015 aufgehalten zu haben. Anklagepunkte dabei sind Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Gewalt und Drohung gegen Beamte. Als scheinbar adäquates Strafmass wird von der Staatsanwaltschaft absurde 8 Monate Haft unbedingt gefordert. Diese Überreaktion veranschaulicht bestens die Nervosität der Gegenseite in der Konfrontation um urbanen Raum. Denn bei diesem Prozess geht es nicht darum, dass ein einzelner vor Gericht gezerrt wird, die Anklage zeigt viel mehr, wie seitens des Staates versucht wird, den Widerstand gegen die Stadtaufwertung einzudämmen. Aufwertung und Aufstandsbekämpfung fallen hier beispielsmässig auf einen Nenner. Denn Sicherheit und Ruhe sind Faktoren, welche die Marke „Zürich“ im internationalen Wettbewerb um Standort und Profit braucht. Dieses Label soll geschützt sein!

 Es ist auch in Winterthur ein Thema, dass die herrschende Klasse den Widerstand gegen die kapitalistische Urbanisierung mit allen Mitteln verhindern will. Ähnlich wie in Zürich werden auch hier Besetzungen und Interventionen im öffentlichen Raum angegriffen. So beispielsweise rund um die Tanzdemo „StandortFUCKtor“ im Herbst 2013: Mit einem brutalen Polizeispektakel mit mehreren Verletzten einerseits, mit Bussen aufgrund von heimlich erstellten Videoaufnahmen bei Protestaktionen anderseits versuchten die Repressionsorgane von Beginn weg die Leute einzuschüchtern und davon abzuhalten sich im öffentlichen Raum gegen die Stadtaufwertung von oben zur Wehr zu setzen.

 Der vermeintliche Schlag der Justiz meint nicht einen Einzelnen – es ist vielmehr ein erhobener Finger gegen all jene, die sich gegen die Ausbeutung und die Profitmacherei des Stadtraumes durch das Kapital wehren. Der Prozess vom 4. November ist ein Moment, sich neu zu sammeln und stark zu machen, dass die Angriffe von oben uns alle betreffen. Doch unser Widerstand ist vielfältig und dynamisch und findet immer wieder neue Wege. Es liegt an uns, gegen diese Entwicklung anzukämpfen, eine solidarische Perspektive und revolutionäre Organisierung gegen Aufwertung und Vertreibung aufzubauen und in kleinen Schritten umzusetzen. Abschrecken lassen wir uns weder von der Staatsanwaltschaft, noch von hohen Bussen oder Knast. Lassen wir also diese Androhung ins Leere laufen und organisieren wir uns gemeinsam: Denn es geht uns alle etwas an, wie sich unsere Städte entwickeln und somit gilt es gemeinsam zu verhindern, dass das Kapital weiterhin die treibende Kraft hinter der aktuellen Stadtentwicklung bleibt. Es ist die einzige Konsequenz, dass wir uns gemeinsam und geschlossen wehren, wenn aus der Stadt Kapital geschlagen wird. Denn was eigentlich auf die Anklagebank gehört, ist die Stadtentwicklung im Sinne des Kapitals. Kämpfen wir also darum – jeden Tag und überall, bis die Stadt uns allen gehört!

 DER STADTAUFWERTUNG DEN PROZESS MACHEN!

RECLAIM THE CITY!

4.11.16 – 8.00H – BEZIRKSGERICHT ZUERICH