ZH: Briefkasten türkischer Firma gesprengt

am 20.10.2019 per Mail eingegangen:

Zürich: Briefkasten türkischer Firma gesprengt

IN DER NACHT AUF DEN 21. OKTOBER HABEN WIR DEN BRIEFKASTEN DER SSB SAUERWEIN SCHäFER BAU  AG AN DER HAGENHOLZSTRASSE IN ZüRICH MIT HILFE EINER FEUERWERKSRAKETE GESPRENGT. DIE SSB IST EINE TOCHTERFIRMA DES TüRKISCHEN BAU- UND INDUSTRIE-KONGLOMERATS ERG, WELCHES (üBER SEINE TOCHTERFIRMA PIMAKINA) EIN ZULIEFERER DER TüRKISCHEN ARMEE IST. JENER ARMEE ALSO, DIE IN ROJAVA DERZEIT MITTELS BOMBARDEMENTS VON SPITäLERN UND DER BEFREIUNG VON IS-GEFANGENEN VERSUCHT DAS RAD DER GESCHICHTE ZURüCKZUDREHEN UND EINES DER FORTSCHRITTLICHSTEN PROJEKTE DER JüNGEREN GESCHICHTE ZU ZERSTöREN.

Mit dem symbolischen Angriff auf SSB exponieren wir türkisches Kapital in der Schweiz und greifen einen Förderer und Nutzniesser des türkischen Regimes und seines osmanischen Expansionismus an. Wir werfen aber auch ein Schlaglicht auf die Verflechtungen von schweizer Kapital in der Türkei und damit auf dessen Mitverantwortung für den Krieg gegen die Völker Rojavas. In zahlreichen Aufrufen wird zur Verteidigung Rojavas an allen Fronten und mit allen Mitteln aufgerufen. Wir schliessen uns ihnen vorbehaltslos an.

Die Rauchsäulen türkischer Bomben in Afrin waren kaum verzogen, als im Juni 2018 die Schweizer Export Risiko Versicherung (SERV) der SSB einen Kredit in der Höhe von 400 Mio Franken gewährte. Die SSB ist dort in die Projektierung und den Bau einer Autobahn zwischen Ankara und Nigde involviert, einem gigantischen Infrastruktur-Projekt unter der Federführung der Muttergesellschaft ERG. Die SERV – sie verkauft staatliche Ausfall-Garantien für Export von schweizer Kapital in Länder der kapitalistischen Peripherie – ist eine zentrale Stelle des schweizer Kapitals. Im Namen des gesamtkapitalistischen Interessens reger CH-Investitionen in die Peripherie finanziert und versichert sie Engagements von schweizer Kapital in besonders lukrative aber auch besonders riskobehaftete Regionen der Welt. Die SERV finanziert und versichert noch weitere grosse Projekte in der Türkei und auch die in diese Projekte involvierten Firmen haben Namen und Adressen.

Im Falle der ERG kommt nun aber ein türkisches Unternehmen via seiner Tochtergesellschaft SSB in den Genuss einer SERV Finanzierung für ein Projekt in der Türkei. Nicht dass es besser wäre, wenn die SERV nur schweizer Kapital unterstützte (etwa Glencore-Minen in Afrika oder Nestlé-Fabriken in Lateinamerika), aber dieses Beispiel zeigt, welch wichtige Funktion die Schweiz für die türkische Wirtschaft einnimmt. Denn nach Jahren der Krise und des damit einhergehenden Währungszerfalls ist diese dringend auf ausländische Investitionen angewiesen. Eine in der Schweiz domizilierte Tochtergesellschaft wie die SSB fungiert hier als Türöffner. Sie ergattert sich durch die SERV-Garantie staatliche Zuwendung und Legitimität und erleichtert damit das Aquirieren weiterer Gelder. In diesem Falle stammen diese weiteren Gelder, die von der Schweiz in die Türkei fliessen von der CreditSuisse, die zusammen mit einer katarischen und zwei türkischen Banken weitere 1.1 Mia Euro zum Projekt beisteuert. Aufgrund ihrer Engagements in der Türkei und in jenen Firmen, welche diese mit Kriegsmaterial beliefern, ist die CS in den letzten Tagen bereits verschiedentlich das Ziel militanter Anti-Kriegs-Aktionen geworden.

Die Revolution in Rojava steht heute vor der schwierigsten Prüfung seit der Verteidigung von Kobane gegen die IS-Horden 2014. Das Wesen dieser kritischen Situation ist nicht bloss der verzweifelte Blutrausch des im Untergang begriffenen türkischen Faschismus, sondern auch der von den kurdischen GenossInnen als Dritter Weltkrieg bezeichnete Showdown verschiedenster imperialer Akteure um die Neuaufteilung der Welt in der Periode des Niedergangs der Hegemonie des US-Imperialismus. In dieser verworrenen Situation immer den Durchblick über die wechselnden Bündnis-Konstellationen zu bewahren ist von aussen kaum möglich. Das macht aber nichts. Statt darob in eine abwartende Position zu gelangen müssen wir bloss auf die eigenen Kräfte – jene in Rojava wie jene in der Welt – vertrauen und in einer handelnden Position bleiben. Immer vorwärts! Denn das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen.

Wir grüssen alle VerteidigerInnen Rojavas und wünschen ihnen viel Kraft und Mut. Und wir verneigen uns vor den Gefallenen und versprechen nie von ihrer Seite zu weichen.

HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITäT!

BIJI BERXEWEDANA ROJAVA!