ZH: Blockade bei Altay-Reisen

Anlässlich des Welt-Kobane-Tags gab es heute vor dem Altay Reisebüro in Zürich Oerlikon eine Protestaktion. Altay Reisen arbeitet eng mit nationalistischen türkischen Verbänden zusammen und ist Partner der Turkish Airlines. Nachdem vier Kastenwagen der Polizei auftauchten und Material beschlagnahmten, wurde die Blockade beendet.

Die Blockade von Altay Reisen hat gute Gründe. Der Inhaber ist Vorstandsmitglied von MÜSIAD Schweiz, eines AKP nahes Wirtschaftsnetzwerk. Altay Reisen gehört zudem dem „Türkisch-Schweizerischen Reisebüroverband“ (TISAB) an, der zusammen mit MÜSIAD und dreizehn anderen in der Schweiz ansässigen türkischen Organisationen (u.a. Vertreter der faschistischen MHP) und in Zusammenarbeit mit der türkischen Botschaft eine Stellungnahme unterzeichnet hat, die den Angriffskrieg und die geplante ethnische Säuberung in Nordsyrien unterstützt.

Mehr Infos zu Altay Reisen und dem Krieg in Rojava gibt es im folgenden Flugblatt:

Heute vor fünf Jahren wurde in Kobane (Nordsyrien) die wichtige Schlacht gegen den Islamischen Staat gewonnen! – Wir blockieren Altay Reisen, eine «stille Kriegsgurgel» auf Seiten der Türkei und informieren eine Stunde lang über den Krieg in Nordsyrien und internationale Kämpfe weltweit. Internationale Solidarität mit Rojava am Weltkobanetag!

Die Autonome Föderation in Nordsyrien ist 2012 durch die kurdische Freiheitsbewegung ins Leben gerufen worden. Ihre Ziele sind eine auf ethnischem und religiösem Pluralismus basierende demokratische Selbstverwaltung aufzubauen, die Befreiung der Frauen in der Gesellschaft voranzutreiben und eine ökologische Wirtschaft zu etablieren. Die autonomen Gebiete, auch Rojava genannt, sind seitdem durch diese revolutionäre Entwicklung geprägt – Orte, wo der Aufbau einer solidarischen Gesellschaft spürbar geworden ist. Dieses «Rojava» versucht die Türkei mit ihrem Angriffskrieg zu zerschlagen. Doch das werden wir nicht zulassen. Die soziale Revolution in Rojava gilt es zu verteidigen. Solidarität mit dem antifaschistischen und antikapitalistischen Widerstand in Nordsyrien, hier in Zürich und weltweit!

Der Krieg in Nordsyrien

Die Türkei hat am 9. Oktober die sogenannte «Peace Spring» Offensive gestartet. Dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg hat die kurdische Bevölkerung und ihre Freiheitsbewegung um Ziel und führt eine Jahrzehntelange Geschichte der Unterdrückung und Massakrierung des kurdischen Volkes fort. Islamistische Milizen und IS-Kämpfer werden von der Türkei unterstützt und für die geplante ethnische Säuberung eingesetzt. Die USA sowie Russland und der Syrische Staat profitieren von dem Angriffskrieg der Türkei, um ihre geopolitischen Interessen im Nahen Osten durchzusetzen.

Altay Reisen und MÜSIAD – türkische Kriegsbefürworter in Zürich angreifen

Altay Reisen ist eine Reiseagentur, die eng mit verschiedenen nationalistischen türkischen Verbänden zusammenarbeitet. Der Ferienanbieter ist sowohl Mitglied des „Türkisch-Schweizerischer Reisebüroverbands“ (TISAB) als auch personell verbandelt mit der Schweizer Sektion des „Vereins unabhängiger Industrieller und Unternehmer“ (MÜSIAD), ein in der Türkei gegründetes Wirtschaftsnetzwerk. Mehmet Göktas, Inhaber von Altay Reisen, ist Vorstandsmitglied von MÜSIAD Schweiz.

MÜSIAD gibt sich zwar gerne neutral, ist allerdings eng verbunden mit der türkischen Regierungspolitik. Erdogan selbst hält viel vom Wirtschaftsverband, immer wieder besucht er Vertreter_innen oder erwähnt diesen lobend. Dafür bedankt sich MÜSIAD mit der bedingungslosen politischen Unterstützung. Nach der Besatzung von Afrin gab man beispielsweise bekannt eine Niederlassung in Syrien öffnen zu wollen, um türkische Investitionen anzulocken. Auch beim Angriff auf Rojava steht MÜSIAD hinter Erdogan.

Sowohl MÜSIAD Schweiz als auch TISAB haben vor einigen Tagen eine Stellungnahme unterzeichnet, die den Angriffskrieg und geplante ethnische Säuberung in Nordsyrien als „berechtigten und legitimen Militäreinsatz der Türkei (…)“ bezeichnet. Zusammen mit dreizehn anderen in der Schweiz ansässigen türkischen Organisationen (unter anderem auch Vertreter der faschistischen MHP) und in enger Zusammenarbeit mit der türkischen Botschaft unterstützen die verschiedenen Verbände Erdogans Kriegspolitik und fordern von der Schweizer Polizei ein rigoroseres Vorgehen gegen die hiesigen Anti-Kriegs-Demonstrationen.

Keine Flüge mit Turkish Airlines

Altay Reisen ist zudem ein offizieller Partner von Turkish Airlines. Als halbstaatliches Unternehmen ist die türkische Fluggesellschaft Teil der Kriegsindustrie. Die Gewinne fliessen in die türkische Kriegskasse. Turkish Technic, das firmeneigene Reparaturunternehmen, wartet zudem Flugzeuge der türkischen Luftwaffe. Auch die Leitung der Turkish Airlines fühlt sich eng mit dem politischen System Erdogans verbunden. Im Verwaltungsrat sitzen zahlreiche Vertraute der Regierungspartei AKP, beispielsweise Mehmet İlker Aycı, Erdogans früherer Berater. Auch Bilal Ekşi, der CEO von Turkish Airlines, unterstützt den Angriffskrieg persönlich, beispielsweise indem er Erdogans Kriegsreden und andere Kriegspropaganda auf Twitter verbreitet.

Internationale Solidarität mit der syrischen Bevölkerung und den Freiheitskämpfer_innen in Rojava!