Indien 2016: Vor, Rück und wieder Vor – ZickZack-Bewegungen im langandauernden Volkskrieg

Aufbauend auf den neuen, einzigartigen und beispiellosen Errungenschaften der letzten Dekade, wird die indische Revolution sicherlich die schwierige Situation überwinden um neuere, grössere und reichere Siege zu erringen.“                          

Die Widersprüchlichkeit und Differenziertheit revolutionärer Prozesse hat zur Folge, dass diese nicht linear vorwärts, sondern im Zickzack vor- und rückwärts und bestenfalls wieder vorwärts bewegen. Siege und Niederlagen in der Dialektik von Revolution-Konterrevolution sind Gesetzmässigkeiten in allen revolutionären Bewegungen. Sie erfordern kontinuierlich die Analyse veränderter Situationen und selbstkritische Reflexion der eigenen Fehler. So entstehen nach Rückschritten wieder Möglichkeiten für Vorwärtsbewegungen. Diese Analyse und Reflexion leistet in Indien die CPI(Maoist), die Kommunistische Partei Indien (Maoistisch).

 

Nach einem Jahrzehnt grosser Einheitsprozesse maoistischer Organisationen zur CPI(Maoist) und beachtlichem Zuwachs von GuerillaZonen in zentralen, östlichen und nördlichen Gebieten Indiens, sowie der Verbreiterung der klandestinen städtischen Stützpunkte, sind in den letzten zwei Jahren die Aktivitäten und Einflussgebiete der maoistischen Bewegung zurück gegangen. Weshalb dies so ist, erläutert die CPI (Maoist) in einem Interview im Maoist Information Bulletin vom Juni 2015 mit Genosse Ganapathy, Generalsekretär der Partei.

Die Bewegung ist heute mit der dritten Phase der staatlichen „Operation Green Hunt“ konfrontiert, die bisher grösste und intensivste Offensive gegen die arbeitenden Klassen Indiens. Die Konterrevolution bietet 100’000ende Sicherheitskräfte gegen die maoistische Bewegung und andere soziale Bewegungen auf ‒ allein im Bundesstaat Chhattisgarh, eine der Hochburgen der CPI(Maoist), sind über 50’000 Mann der Spezialeinheiten, Armeen und Polizeien im Einsatz.

Die grösste Herausforderung besteht für die Partei darin, die Führungskräfte zu erhalten, da in den letzten Jahren viele Kader auf allen Ebenen gefallen oder in Gefangenschaft geraten sind. Die Reproduktion der subjektiven Kräfte und ihr Schutz vor der Repression des indischen Staates sehen sie als eine der zentralen momentanen Aufgaben.

Aber auch die revolutionären Bewegungen sowohl in den ländlichen wie auch den städtischen Gebieten sind geschwächt worden. Das ist einer der Faktoren, der zu der schwierigen Situation führt, mit der die Partei heute konfrontiert ist. Ziel ist, die Bewegung wieder zu beleben, dort wo sie bereits existiert und auch in Gebiete vorzudringen, wo die Partei noch nicht präsent ist. Für dieses Ziel kann die Partei auf reichhaltige Erfahrungen zurückgreifen und hat ein Bewusstsein darüber, alte Fehler nicht zu wiederholen.

Die Tatsache, dass die brahmanischen Hindu-Faschisten an die Macht gekommen sind, widerspiegelt eine weitere Konsolidierung der Ideologie, der Politik und der Kultur der feudalen und reaktionären Kräfte. Modi’s BJP-Partei (Indische Volkspartei) kann hierbei auf das internationale Kapital und die indische Kompradoren-Bourgeoisie zählen. Die von der BJP eingeführte, pro-imperialistische Land-Verkaufspolitik setzt sich mit rasender Geschwindigkeit fort und richtet sich auf die Bedürfnisse von ausländischen und indischen GrosskapitalistInnen und GrossgrundbesitzerInnen aus, während gleichzeitig die Hindu-reaktionäre Agenda in verschiedenen Formen vorangetrieben wird. Anderseits provoziert diese Entwicklung neuen Widerstand und grössere Möglichkeiten, Einheitsfronten zu bilden.

Doch nicht allein in der Grossoffensive der Konterrevolution und der reaktionären Entwicklung sieht die CPI(Maoist) Gründe für die Verlangsamung der revolutionären Bewegung. Sie sehen auch selbstkritisch auf der subjektiven Seite Fehler, die zur heutigen schwierigen Situation geführt haben. Kritisiert wird, dass zuwenig Gewicht auf den Aufbau der Massenorganisationen gelegt wurde. Auch die Anpassung an neue Taktiken des Feindes ist notwendig geworden.

Die CPI(Maoist) sieht das Verständnis über die Veränderungen der objektiven Verhältnisse, der neuen Taktiken der Konterrevolution, der eigenen Fehler und was in dieser Situation für neue Möglichkeiten im revolutionären Prozess entstehen können als grundlegend für die weitere revolutionäre Entwicklung.