Kampf um Würde als Pflegefachmann/-frau
Sie haben gekämpft! Und das kann den 22 Streikenden am Spital La Providence in Neuchâtel niemand mehr wegnehmen. Die gemeinsame Erfahrung des entschlossenen Kampfes für bessere Arbeitsbedingungen ist unbezahlbar. Zu merken, dass es möglich ist, sich zu wehren, dass man mit seinen Ideen nicht allein ist, ist wertvoll. Doch der Preis ist hoch: Alle Streikenden wurden fristlos entlassen. Trotzdem sagen sie dazu: „Wir sind uns sicher, dass wir das alles nicht umsonst gemacht haben. Wir sind 22 Menschen, die es wagten zu sagen, was wir denken, die es wagten, das Recht zu gebrauchen, das uns zusteht: Streiken!“ Und eine andere ergänzt: „Entlassen zu sein bedeutet für mich eine Pflegefachfrau mit Würde zu bleiben. Ich habe mich für die Verteidigung der Arbeitsbedingungen im ganzen Gesundheitssektor eingesetzt!“
„Entlassen zu sein bedeutet, mich für die Verteidigung der Arbeitsbedingungen einzusetzen“
Gegenspieler der Streikenden war niemand anderes als Genolier, zweitgrösstes privates Spitalunternehmen der Schweiz, welches das Spital nur unter der Bedingung kaufen wollte, dass der Gesamtarbeitsvertrag gekündigt wird und die Arbeitsbedingungen massiv verschlechtert werden. Treu an Genoliers Seite stand der Regierungsrat von Neuchâtel, der alles tat, damit der Verkauf zu Genoliers Bedingungen reibungslos ablaufen konnte. Genolier soll fette Profite einstreichen und der Staat Sozialausgaben für den Betrieb des Spitals sparen – auf Kosten der Angestellten. Doch diese weigerten sich, die Verschlechterungen hinzunehmen und traten letzen Winter in den Streik. Was gibt es besseres, als den Kapitalisten unsere Arbeit zu verweigern, wo sie doch den Profit ausschliesslich aus der Ausbeutung unserer Arbeit ziehen? Ob aber ein Streik zu gewinnen ist oder nicht, zeigt sich erst im Verlauf des Kampfes. In diesem zeigte sich, dass die Gegner mit Unterstützung des Staats zu stark waren. Den Bossen gelang es durch Drohungen und Streikposten-Räumung zu verhindern, dass sich weitere Angestellte dem Streik anschlossen. Und die Streikenden erfuhren am eigenen Leib, dass das Streikrecht in der Schweiz das Papier nicht wert ist, auf dem es geschrieben ist! Trotzdem, oder genau deshalb, haben sie den Kampf fortgesetzt: Sie reichten Klage gegen die Schweiz bei der ILO (internationale Arbeitsorganisation) in Genf ein wegen Missachtung des Streikrechtes.
Aber vor allem: in keinem Moment liessen sich die Streikenden von ihren Verhandlungspartnern über den Tisch ziehen. Sie liessen sich nicht mit faulen Angeboten der Herrschenden kaufen, sie kämpften entschlossen und unbeugsam für ihre Forderungen. Das Resultat ist im Kapitalismus leider brutale Realität:
Die Interesse der Arbeitenden lassen sich mit denen der Kapitalisten nicht vereinen!
Und die Kapitalisten haben noch etwas Wichtiges nicht erreicht: Sie konnten den Willen der Streikenden nicht brechen. Im Gegenteil: Im Verlauf des Streikes wuchs die Überzeugung, für etwas Gerechtes und Richtiges zu kämpfen, immer mehr! Diese Streikenden werden auch im nächsten Job nicht auf sich rumtrampeln lassen. Das haben sie gezeigt. Diese Erfahrung ist deshalb wichtig für die weiteren Arbeitskämpfe, die uns im Gesundheitssektor bevorstehen.
Keine Privatisierung der Gesundheit – Für den Kommunismus!