Wandzeitung 33 (Mai 99)

Diese Wandzeitung 33 zu den Geschehnissen am 1. Mai 1999 wurde im Mai 99 veröffentlicht:

Wer hat Angst vor dem 1. Mai? Vor dem 1. Mai hatte der Zürcher Stadtrat zu einem „friedvollen“ Tag aufgerufen. Der Sprecher von Polizeichefin Maurer meinte: „ Es wäre irrsinnig, wenn von Zürich ein Zeichen des Friedens ausgehen würde!“ Der Einsatz am Morgen und Nachmittag zeigte dann, was sie unter „friedvoll“ verstehen. Im 1. Mai spiegelt sich eine allgemeine Situation, die von Krise, Krieg und imperialistischen Interventionen unter dem Deckmantel von „Frieden“ geprägt ist. So kündigte der Bundeskanzler und SPD-Chef Schröder den Krieg im Balkan mit den Worten an: „Wir führen keinen Krieg, wir sind aufgerufen, mit militärischen Mitteln friedliche Lösungen …“ Der 1. Mai ist weltweit das Symbol des Kampfes gegen Krise, Krieg und der herrschenden Auffassung von „Frieden“ und entsprechend ist er dem Kapital und seinen Schergen ein Dorn im Auge.

Der Morgen: Solidarität ist eine Waffe

Die massive Bullenpräsenz schon vor dem Umzug, die Durchsuchungen und Verhaftungen (zu deren Begründung beispielsweise ein legaler Pfefferspray vorgeschoben werden musste!) war eine Provoka-tion, die den gesamten 1. Mai, d.h. den internationalen Kampftag der ArbeiterInnenbewegung betraf. Das Ziel war klar: den Umzug zu spalten, endlich eine Entsolidarisierung zur Nachdemo zu erreichen, die die gesamte klassenkämpferische Linke schwächen sollte.
Die Solidarität ist eine der stärksten Waffen der ArbeiterInnenbewegung, und sie hat funktioniert. Die absolute Mehrheit des Umzuges hat immer wieder angehalten, um die Freilassung der Verhafteten zu fordern. Dass die Verhafteten tatsächlich rauskamen und sich dem Umzug anschliessen konnten, war ein Erfolg der Solidarität und eine Stärkung des ganzen Tages.

Der Nachmittag: Militanter Klassenkampf

„Ich weigere mich, die Nachdemo als Tradition anzuerkennen“ (Zitat Esther Maurer). Wir werden um diese Tradition kämpfen, denn sie steht für internationale Solidarität, für die Verbindung der Kämpfe in verschiedenen Ländern, für den revolutionären Klassenkampf hier. Natürlich richtete sie sich dieses Jahr vor allem gegen die NATO-Aggression im Balkan. Damit wird klar, was das Gerede von „friedvoll“ usw. meint. Ihr Friede ist nicht unser Friede, sondern unsere Bewegungs- und Widerstandslosigkeit gegen Kapital und Staat.
In der bürgerlichen Logik ist es ein Erfolg, wenn der Sachschaden gering ist. Für uns liegt die Qualität dieser Demo in der Bereitschaft der Leute, ihren Kampf auf die Strasse zu tragen und gezielt umzu-setzen. In diesem Quartier heisst das, nicht irgendwelche Scheiben einzuschlagen oder das Fest zu stören, sondern Bullen und Faschos (die sich immer wieder im Schutze der Bullen bewaffnet formie-ren konnten) militant entgegenzutreten. Oder aber den Kampf gezielt aus dem Quartier herauszutra-gen und z.B. die Vertreter der Kriegstreiber, der Justiz und des Kapitals anzugreifen.
Der 1. Mai ist nicht nur der Tag des Kampfes gegen das Kapital, sondern auch der Tag, der den Kampf für eine bessere Gesellschaft, für den Kommunismus zum Ausdruckt bringt.

TRAGEN WIR WEITERHIN DEN KAMPF AUF DIE STRASSE
KEIN FUSSBREIT DEN FASCHISTEN
KAMPF DEN KRIEGSTREIBERN HIER UND INTERNATIONAL